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Beiträge aus dem Was-mit-Medien-Alltag

Von Moscow nach neudeli

Vortrag in der Günderwerkstatt: „Was erwarten Investoren von Gründern?“

Gestern Abend habe ich den Vortrag von Frank Siegmund (IQ2b) in der Gründerwerkstatt neudeli besucht. Dieser hat nicht nur meinen Horizont, sondern auch mein Vokabular erweitert. So weiß ich jetzt, was ein Term Sheet ist und das ein „one pager“ durchaus zwei Seiten haben kann.

Vor allem aber, habe ich jetzt mehr Einblicke und Vorstellungen, wie man mit Projektideen umgehen kann/sollte. Optimal für den Start in ein neues Jahr.

30.01.2013 | 1 Kommentar

Thüringer Kreativradar 2012

Heute fand die Preisverleihung zum zweiten Thüringer Kreativradar statt. Wir hatten dieses Mal mitgemacht, aber nicht gewonnen. Trotzdem wollte ich mir die angekündigte Ausstellung nicht entgehen lassen.

Bahnhofstraße 4a in Erfurt, erstes Obergeschoss. Schaumstoffplatten-Deckenverkleidung, graublauer Spannteppich, schlechte Luft. Matthias Machnig, Thüringer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Technologie, redet vor ungefähr 70 Menschen, hauptsächlich Studierende, über die Bedeutung der Thüringer Kreativwirtschaft. Es werden Zitate von Bill Gates (1981: „Niemand wird jemals mehr als 640k RAM benötigen!“), Ken Olsen („Es gibt keinen Grund dafür, dass jemand einen Computer zu Hause haben wollte.“), Harry M. Warner („Wer zum Teufel, will denn Schauspieler sprechen hören?“), Avery Brundage („Wir sind 60 Jahre ohne Fernsehen ausgekommen und werden es weitere 60 Jahre tun.“), Darryl F. Zanuck („Der Fernseher wird sich auf dem Markt nicht durchsetzen. Die Menschen werden sehr bald müde sein, jeden Abend auf eine Sperrholzkiste zu starren.“) – allesamt zu finden auf diversen Web-Seiten wie dieser hier – zum Besten gegeben.
Nein, sie haben sich alle geirrt, es kam ganz anders. Die Thüringer Kreativwirtschaft mache 1,6 Milliarden Euro Umsatz im Jahr… Er suche nicht weniger als „den neuen Bill Gates und den neuen Steve Jobs in Thüringen“, sagt der Minister. Aha.

Danach ergänzt der Chef der Thüringer Agentur für die Kreativwirtschaft unter anderem, dass es in diesem Jahr „ungefähr 130 Einreichungen“, also 30 Prozent mehr* gab, als 2011. Schön.

Dann werden die elf, vorab informierten Preisträger einzeln nach vorn gerufen. Ein Jurymitglied (den Namen konnte ich leider nicht verstehen) ergänzt die spaßigen Minister-Kommentare zu Firmennamen wie „Dicke Katze“, „Comake Shoes“ oder „Igelhaus“ um das, was der Jury besonders gut gefallen hat. Die grafische Umsetzung der 30x30-Blätter wird auffällig oft erwähnt. Dagegen wird auf die Erfüllung der Kriterien der Aufgabenstellung nicht eingegangen. Und – leider wird keine einzige Einreichung gezeigt.

Nach 35 Minuten ist alles vorbei. Es gibt ein Gruppenfoto mit Minister, Sekt und Häppchen werden angekündigt, Hände geschüttelt. An zuvor leeren blauen Tafeln, „die Thüringen symbolisieren sollen“, hängen nun die Blätter der Preisträger.
Die Ausstellung aller Einreichungen, deretwegen ich zu dieser Veranstaltung gefahren bin – obwohl man ja eine Woche vor Weihnachten auch andere Dinge zu tun hat, kann ich nicht entdecken. Habe ich die übersehen? Wurde die erst später „rausgeholt“, oder gab es noch ein Zimmer, das ich nicht gesehen habe?

Leider konnte ich länger warten. Denn trotz zwischenzeitlich geöffnetem Fenster war die Luft irgendwie stickig.

* 2011: 99 Bewerbungen, 2012: 125 Bewerbungen
125/99 = 26% (Na ja, man hätte auch „gut ein Viertel mehr“ sagen können…)

p.s. Nur vier der elf Preisträger hatten ürbigens mit den einleitenden Zitaten zu Technik zu tun. Sonst ging es um Bambus, Illustration, Schuhe, Illustration, Musik, Porzellan – ganz der Vielfalt der Kreativwirtschaft entsprechend…

17.12.2012 | 1 Kommentar

Webfontday 2012

Zusammenfassung eines abwechslungsreichen, informativen und unterhaltsamen Tages in München

Webfontday 2012 - Programmkarte
Webfontday 2012 - Programmkarte • Foto: Martin Kohlhaas

Zunächst hatte ich das Gefühl, dass Grafikdesigner an Webthemen herangeführt werden sollen. So war die Einführung in HTML-Entities (Yves Peters) schon etwas seltsam. Die gibt es ja auch schon 20 Jahre und die meisten davon werden Dank utf-8-Codierung auch nicht mehr benötigt. In der Gesamtschau aber – nach elf Vorträgen – war es ein runder Tag.

Ich habe mich zwischendurch gefragt, wie eigentlich mein perfektes Konferenzprogramm aussehen würde. Über Feeds und Twitter kann man in Puncto Technologien ganz gut auf dem Laufenden bleiben. So hatten wir die meisten der genannten Links – bis auf die Geschichten von Adam – auch schon gekannt: lettering.js ausprobiert, Symbolset setzen wir ein, typecast sind wir registriert, …. Technische Details passen vielleicht eher in Workshops oder Seminare. Was aber, denke ich, allen hilft, sind Einblicke in Arbeitsweisen und Projektstrukturen, wie sie am Ende von Christian Hanke und Klaus Birk kamen. Hier kann man unmittelbare Motivation und Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen. Diese Art von Vorträgen bleibt auch längerfristig immer von der Typo in Berlin immer im Gedächtnis.

Nachfolgend ein paar Stichpunkte aus meiner persönlichen Merkliste zum Webfontday 2012.

Tim Ahrens

www.justanotherfoundry.com

Der Auftaktvortrag mit einer Positionsbestimmung zur Typografie im Web. „Wir tauschen im Moment nur die Systemfonts gegen andere Schriften aus, aber es wird noch nicht nachgedacht.“ Webfonts sind als Technologie aus den Kinderschuhen raus und müssen erwachsen werden. Er hat das in zwei Richtungen ausgeführt, einmal unter dem Titel „Mehr wie Print“ und dann die Gegenposition „Weniger wie Print“. Webfonts verführen dazu, alle mikrotypografischen Elemente aus dem Print ins Web zu holen, wobei das Medium doch eigentlich (noch) ganz andere Möglichkeiten bietet.

Yves Peters

www.fontshop.com

Dieser Vortrag ging dann eher in die Richtung „Mehr wie Print“. Adam Twardoch hatte dann später sehr gute Argumente für „Ganz anders als Print“.

Indra Kupferschmid

kupferschrift.de

  • hat das Thema „responsiveness“ mal von der technischen Ebene auf die persönliche Erfahrungsebene geholt
  • Welche Designelemente reagieren eigentlich auf was?
  • Es gibt noch viel mehr Parameter als die Auflösung.
  • Es gab eine Menge Negativbeispiele zu sehen – auch mal schön.

Markus Greve

kochan.de

Eine wirklich saubere Übersicht über Unterschiede zwischen Pixelgrafiken und Symbolfonts für Icons in Web-Projekten bzw. Apps. Ein gut gemachter Vortrag.

Christian Riss

www.inostudio.de

Etwas konfuse Herleitung von Timepiece Rounded nach einer Inspiration durch FF Chartwell.

Wiebke Strehlitz und Helmut Ness + Andreas Schürkmann

www.fuenfwerken.com + www.beyond-interactive.com

Hier gab es eine schöne Anknüpfung an den Markus-Greve-Vortrag mit zwei Praxisbeispielen, welche letztendlich die Entscheidung für den Einsatz von Iconfonts noch mal bekräftigt haben. Ansonsten die Vorträge eher so aus dem Bereich „Portfolio“ und mit wenig Einblick in Arbeitsabläufe und -strukturen wie später bei Christian Hanke und Klaus Birk.

Toshi Omagari

www.linotype.com

Das war mal ein spannender Blick über den Tellerrand – ja es gibt auch noch Zeichensysteme außerhalb der „Latin-Welt“.

Adam Twardoch

www.fontlab.com

Tiefer Einblick in die Anatomie von Schrifttechnologie und ein cooler Ausblick auf die Dinge, die da kommen könn(t)en

Christian Hanke

edenspiekermann.com

Webdevelopment ist lebenslanges Lernen. Richtig! Es macht keinen Sinn, Projekte vorher mit Pflichtenheft durchspezifizieren zu wollen. Kontrolle muss durch Kommunikation ersetzt werden. Vertrauen zwischen Auftraggeber und Entwickler ist wichtig, weil man sich zuerst auf den Prozess des „Warum“ einlassen muss, bevor man zu den konkreten Umsetzungsfragen des „Wie“ kommen kann. Unterhaltsam rübergebracht.

David Berlow

www.fontbureau.com

Das war wirklich schade. David Berlow konnte nur per skype zugeschaltet werden. Das hatte seine lustigen Aspekte – der Inhalt des Vortrags kam aber zu kurz.

Klaus Birk

www.intuity.de

  • ästhetische Ebene im Designprozess möglichst nach hinten verlagern
  • wireframes, prototypes
  • erst „flows“ entwickeln, Funktionalitäten klären
  • usability ≠ user experience
  • HTML5-Canvas
  • visual diary

Zum Abschluss noch zwei Worte zum Ambiente: rundum angenehm. Die Veranstaltungsgröße ist gut. Das Mittag und der Kuchen waren sehr lecker. Nur die Bestuhlung war etwas zu eng. Da bitte mehr line-height und letter-spacing und es bleiben keine Wünsche offen. Danke an die Typografische Gesellschaft München. Ich denke, wir kommen wieder.

12.11.2012 | 3 Kommentare