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Beiträge aus dem Was-mit-Medien-Alltag

Typo Berlin 2013: Tag 3 und Fazit

Vorträge von Andreas Koop, Gesche Joost, TypeCookers.com, Albert-Jan Pool, Paul Barrot, Michael Johnson und Jessica Walsh

Typo Berlin 2013
Typo Berlin 2013

Andreas Koop referierte über das Thema seines Buches „Die Macht der Schrift“ und gab damit einen spannenden Einblick in die Zusammenhänge zwischen Staatsform, politischer Rhetorik und grafischer Repräsentation. Die Message: „Form kann Inhalt sein“ und „Wer falsche Kapitälchen verwendet kommt nie in den Himmel“.

Mit Gesche Joost blieb es politisch, zumindest auf der Sub-Ebene da ihre Aufnahme ins Steinbrücksche Wahlkampfteam in der letzten Woche für Schlagzeilen sorgte. Ihr Vortrag zeigte, wie Forschung sein sollte: offen, nah am Menschen und relevant! Ein großes Like dafür.

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Erik van Blokland und Paul van der Laan sorgten für Muskelkater in den Lachmuskeln bei der Kritik und Prämierung der Ergebnisse des vortägigen Schrift-Workshops. Wow! So muss Lehre sein. Ich glaube über die inneren Zusammenhänge von Schrifteigenschaften ist bei mir noch nie so viel hänen geblieben, wie bei dieser (Lehr-)Stunde. Ausprobieren bei http://typecooker.com/.

Es wurde wieder wissenschaftlich mit Albert-Jan Pool und seinem Vortrag über die Arbeit zur DIN 1450, der Norm zur Leserlichkeit. Mehr Informationen gibt es dazu auf typografie.info

Paul Barrit: „We were born in the cinematic age and are going to die with poor TV and DVDs.“

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Und damit zum Bonusmaterial, zum Unterhaltungsteil. Ich fange mal mit Jessica Walsh an, fast ein Deja-Vue, denn im letzten Jahr sprach an der gleichen Stelle Jessica Hische. Nicht nur die Ähnlichkeiten im Name sind frappierend, der Karriereweg, der Vortrag, die Attitüde – man sollte die beiden Talks mal übereinanderlegen. Es hätte schön werden können, aber HAT DIE DEN #AUFSCHREI NICHT GEHÖRT? WTF? Das waren Momente der peinlichen Berührung, um beim „touch“ zu bleiben.

Echte Tränen der Freude erwischten mich aber bei Michael Johnsons Tour durch die Jahrzehnte der Gitarrenmusik. Ikonen des Grafikdesign großartig vertont bzw. Ikonen der Musik grafisch illustriert – das müssen die Kinder sehen! Gemeinsam werden wir durchs Plattenregal blättern und die Songs in voller Länge nachhören und dabei die Artworks ausführlich würdigen.

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Bye Bye Typo, Rock’n’Roll will never die!

Das Fazit

Es ist ein großer Vertrauensvorschuss an einen Veranstalter, ein halbes Jahr im Voraus 396 Euro (early bird + Kleingruppentarif) auf den Tisch zu legen für ein Programm, was man nicht kennt. Von «passion» (2010) über «shift» (2011) bis zu «sustain» (2012) hat das immer wieder ganz OK funktioniert. Ich hatte das Gefühl, das drei, vier gute Vorträge ausreichen, um die Zeit zwischen den Typos zu überbrücken – aber jetzt brauche ich eine Pause. Es gab schöne Moment in diesem Jahr – keine Frage, aber der Gesamteindruck hat mir nicht gepasst. Die Wiederholungen werden zu offensichtlich. Vor zwei Jahren «shift» – Wandel, hier ging es um Paradigmenwechsel, neue Wege und dann «sustain» mit klaren Forderungen und Aufrufen zur Nachhaltigkeit. Doch dieses Jahr wieder «sell, sell, sell». Nächstes Jahr mit dem Billigflieger nach London zur One-Day-Show der Typo, so die Ankündigung von Jürgen Siebert. Ich habe das Gefühl, ich werde veralbert. Meinen die das eigentlich ernst, was sie „predigen“? Sind die Themen nur Fassade, nur Labels, damit man was auf die Taschen pappen kann? 

Und inhaltlich? Ich bin weder Schriftgestalter, noch Letterer oder Calligraf. Ich bin Kommunikationsdesigner, Coder, Webdeveloper und arbeite mit Schrift. Ich bin da ganz bei Andreas Koop „Form kann Inhalt sein“. Webdesign ist zu 90% Typografie. Aber die Typo ist nur zu 10% Web. (kennzeichnend: nur ganz wenige Arme gingen hoch, als Harry Keller nach Leuten fragte, die auf twitter sind), #typo13 würde es wohl nie in die trending topics schaffen. Die Impulse für meine Arbeit waren mir zu wenig und auch die großen Theorievorträge, die das ausgleichen können, habe ich in diesem Jahr vermisst (Ausnahme: Jacek Utko, leider zu kurz)

Es geht nicht ums Geld – 396 Euro für drei Tage sind angemessen aber lasst uns mal rechnen: webfontday (95 Euro) + re:publica (~ 150 Euro) + beyond Tellerrand (149 Euro, jeweils early-bird-Tarife) macht zusammen 394 Euro und das hört sich nach einem verdammt guten Line-Up für das kommende Jahr an.

Passende Artikel zum weiterlesen: Typo Berlin 2013: Tag 1 vom 17. Mai 2013, Typo Berlin 2013: Tag 2 vom 18. Mai 2013.

comment Kommentare

Martin am 21.05.2013, 16:33:

Im Typo Berlin Blog gibt es eine Linkliste mit anderen Berichten von der diesjährigen Typo: typotalks.com

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