Ich finde, eine Website darf sich auch „nach oben“ mehr Platz nehmen — ein Rant zwischendurch.
Dass es unzählige Bildschirmgrößen gibt, wissen wir. Dass viele Bildschirme immer kleiner werden – bis hin zu sog. smart watches –, ist auch bekannt. Aber es gibt auch immer mehr große Monitore – sicher nicht nur auf Grafikerinnenschreibtischen. Bei Bootstrap enden die vordefinierten Breakpoints nach oben bei 1200 Pixeln. Meine Auflösung liegt bei über 2500 Pixeln in der Breite. ZEIT Online optimiert ihr Design – vor allem mit Effekten auf kleineren Bildschirmen.
Übrig bleibt eine Menge ungenutzter Platz, wobei ungenutzt offenbar Ansichtssache ist. Der Platz kann ja mit Werbung gefüllt werden. „Inhalte überwinden“, ein DIE-PARTEI-Slogan, trifft das schon ganz gut.
Zur Jubiläumskonferenz haben Birgit und ich 26 Vorträge bzw. Diskussionen gesehen und damit zum dritten Mal inspirierende Tage in Berlin verbracht.
Ich möchte hier keine Zusammenfassung geben und keinen Rückblick auf Einzelvorträge. Im Resümée schließe ich mich Thomas Knüwer (indiskretionehrensache.de/…) an, der schreibt: „Denn die zehnte Ausgabe von Deutschlands größter Digitalkonferenz war eine besonders gelungene. Denn rein subjektiv hatte ich das Gefühl, dass seit der ersten re:publica keine Ausgabe inhaltlich derart zeitgemäß war.“
Ein detaillierteres Stimmungsbild werden wir zum nächsten Webmontag am 20. Mai geben.
Zur Konferenz selbst muss hier im Blog nichts mehr gesagt werden, der Bericht vom letzten Jahr deckt diese Themen bereits ausführlich ab.
In der Gesamtrückschau kam mir persönlich die Technik in diesem Jahr etwas zu kurz und auf der anderen Seite gab es in meinen Augen auch keine wirklich visionären Vorträge. Die Vorträge selbst waren aber allesamt gut.
Nachfolgend ein paar Gedanken zu den einzelnen Talks:
Design + Performance Steve Sonders & Mark Zeman
Eine schöne Eröffnung und eigentlich auch wieder fast doof, weil ich nach diesem Vortrag schnell ins Büro gehen und ganz viele Sachen hätte ausprobieren wollen. „Fast is good“ war ein Statement der beiden. Design und Performance sollten sich nicht ausschließen. Erreichen kann man dieses Ziel in kleinen gemischten Teams, in denen Design und Technik parallel entwickelt werden. Es ging viel um das Testen von Website-Geschwindigkeiten und was bestimmte Werte aussagen oder helfen. Diagnose- und Monitoringseitig ein guter Einstieg in das Thema ohne aber tiefer ins Detail hinsichtlich der Perfomanceoptimierung zu gehen.
(Im Nachhinein zu Hause stellt man dann fest, das das vor allem Promotion für das speedcurve-Angebot war.)
Style guide best practices Brad Frost
Atomic Design dürfte allen Lesern hier ja schon länger ein Begriff sein. Die Argumente für die Etablierung eines Design Systems in die Entwicklungsprozesse muss ich hier also nicht nochmal erwähnen. Der Vortrag bot jetzt für mich keine echten Neuigkeiten aber ein paar schöne Linktipps:
Der Vortrag war auf jeden Fall etwas fürs Auge. Nur wenn ich professionalisiert bin – und zum Beispiel Lettering von Kalligrafie unterscheiden kann – bin ich in der Lage, Qualität zu erkennen und zu benennen. Etwas, was wir als Designer/Entwickler nie vergessen sollten: Es kommt nicht nur darauf an, selbst diese Unterscheidungen treffen zu können, sondern vor allem auch die Auftraggeber zu professionalisieren, damit diese in der Lage sind, unsere Leistungen zu beurteilen.
How to win at mobile accessibility Marcy Sutton
Barrierefreiheit scheint in den letzten Jahren in der öffentlichen Wahrnehmung etwas zurückgedrängt worden sein (auch weil es den BIENE-Award nicht mehr gibt?). Dieser Vortrag hat das Thema mal wieder aufgegriffen - das ist gut. Wichtige Erinnerung: Wir müssen HTML richtig (semantisch) benutzen!
Auch hier wieder ein paar Links:
http://webaim.org/ (Web Accessibility In Mind - non-profit organization)
Ein Plädoyer für spielerischen Umgang mit Technik egal ob Hardware oder Software. Man sollte immer ein paar Kramkisten voll mit Codeschnipseln oder Hardwareteilchen um sich haben, wer weiß was mal für ein Projekt daraus werden kann. Sehr unterhaltsam vorgetragen.
! Or ? Chip Kidd
Das war dann wohl der Star-Vortrag des ersten Abends. Eine Personality-Shop am Beispiel von Buch-Cover-Projekten. Auch wieder schön anzuschauen aber mit eher geringem Informations-Wert. Etwas, was ich mir gerne mal auf TED anschaue, aber nichts, wofür ich unbedingt auf eine Konferenz muss.
Building great design teams Aaron Walter
Der „General Manager of New Products“ bei MailChimp berichtete über Personalfragen und viele Sachen, die rundherum strategisch für eine erfolgreiche Produktentwicklung entscheidend sein können. Permanente Arbeit am Produkt in direkter Beziehung zum Kunden war einer seiner Kernpunkte.
The hidden plot device Steph Troeth
Dieser Vortrag ist irgendwie an mir vorbeigegangen. Wahrscheinlich hat mich die Geschichte nicht richtig mitgenommen.
In letters we trust Tobias Frere-Jones
Nach Jonathan Hoefler im letzten war in diesem Jahr Tobias Frere-Jones für die Typografie zuständig. Sein Vortrag führte in die Welt der historischen Banknoten und die darin versteckten typografischen Sicherheits-Fallen.
Punctus contra punctum Jay Fanelli & Nathan Peretic
Diese beiden wollten mit Ihrem Vortrag zeigen, dass man keine Ratschläge für eine erfolgreiche Firmenentwicklung geben kann/sollte. Aber was sollte dann der Vortrag?
Modern progressive enhancement Jake Archibald
Zum Glück gab es dann kurz vor Ende nochmal etwas mehr Technik. Leider dann schon zu einer Zeit, wo die kleinen grauen Zellen etwas mehr Mühe haben zu folgen. Dieser Vortrag passte prima zum allerersten Vortrag der Konferenz, diesmal aber mit dem Fokus auf die konkreten technischen Möglichkeiten zur Optimierung der eigenen Web-Site|App.
Hier gab es viele Dopplungen mit dem anderen Physical-Web-Vortrag. Eventuell war der Schluss besser als der Beginn, aber wegen unserer Rückreise haben wir diesen nicht mehr erlebt.
Die zweite beyond tellerrand war OK, aber so richtig begeistert hat mich die Themenpalette dieses Mal nicht. Es gab viele Nebenbemerkungen in Richtung Smashing Conference oder Velocitiy Conference - vielleicht sollte man sich da für nächstes Jahr auch nochmal in andere Richtungen umschauen. Abwechslung tut ja gut.
Gestern ergab sich die Gelegenheit für einen Besuch der Nachbarveranstaltung.
Den Webmontag in Erfurt gibt es seit 2010 zu unregelmäßigen Terminen an wechselnden Orten. Die gestrige Veranstaltung war mit über 30 TeilnehmerInnen gut besucht. Einziger Vortragender war Tim Brettschneider, der über Marketing(-systeme) sprach. Ansonsten war der Abend für Rostbratwurst, Kaltgetränke und Gespräche reserviert.
Sofern sich die Termine mit unserem Webmontag in Weimar nicht überschneiden, wird dies sicher nicht mein letzter Besuch in Erfurt gewesen sein.
Am Freitag, 23. Januar hatten wir die Gelegenheit, im Rahmen einer inoffiziellen AGD-Exkursion, die Druck- und Veredlungsmanufaktur „Waißraum“ in Steinbach-Hallenberg zu besichtigen.
Sandra Beckmann, zuständig für Beratung und Kalkulation, führte uns durch die Arbeits- und Produktionsräume und beantwortete geduldig und ausführlich alle Fragen.
Weißraum hat sich auf die Veredlung von Druckprodukten – meist in kleinen Auflagen (gerne auch mal fünf Stück :) spezialisiert. Die Liste der Veredlungsverfahren ist lang: Beflockung, digitale Heißfolie, Dispersionslack, Duftlack, Farbschnitt, Filigranlasern, Folienkaschieren, Heißfolienprägung, Kaltfolie, Prägung, Stanzung, Schlitzung, Micro-Perforation, UV-Siebdrucklack, Wasserzeichendruck …
Die Druckverfahren Offsetdruck, Digitaldruck (auch mit Weiß) und Siebdruck werden – je nach Produkt – eingesetzt. Überhaupt wird für jedes Produkt eine eigene optimale Produktionskette entwickelt. Dass dabei viel experimentiert und getestet werden muss, versteht sich von selbst. Ausgefallene Wünsche erfordern eben auch ausgefallene Produktionsmethoden.
Mehr noch als die Qualität der zahlreichen Muster, die wir begutachten durften, hat mich allerdings die Einstellung zur Arbeit, die Sandra Beckmann vermittelt hat, beeindruckt. Man hat sofort gemerkt, dass hier mit großer Freude und viel Enthusiasmus gearbeitet wird – anders geht es wohl auch nicht.
Hoffentlich haben wir bald mal die Gelegenheit, mit Waißraum zusammenzuarbeiten.
Das Ganze war dank der Vermittlung unseres Kollegen Thomas Stürz aus Suhl zustande gekommen. Vielen Dank, noch mal!